„Wir wissen, wo wir herkommen “
Es klingt zwar komisch, aber im Vergleich zum desolaten Pokalauftritt vor einer Woche gegen die BSG Wismut Gera „verbesserte“ sich Neuling FC Union Mühlhausen zu einer immer noch hohen 1:6-Niederlage gegen den aktuellen Tabellenführer im Thüringer Oberhaus. Es war von Beginn an ein anderer Spirit bei den Eisernen zu erkennen. Unions Trainertandem Toni Jurascheck / Andreas Ilgmann war zu einigen personellen Veränderungen gezwungen, sie hatten sich auch taktisch etwas anderes einfallen lassen. „Wir haben uns erstmals zu einem 3-4-1-2- System entschieden, wollten defensiv nicht solche Räume wie im Pokal anbieten“, betonte Unions Spielgestalter Toni Jurascheck. Leider hielt das Bollwerk nur bis zur 10. Minute, als Marcel Kiessling den ersten Treffer seines späteren Doppelpacks markierte. Danach lieferten die Gastgeber einen beherzten Abwehrfight, bejubelten eigene Abwehraktionen und Rettungstaten, dazu war Torwart Sören Trappe ein Rückhalt mit guten Reflexen. Als sich die Mehrheit der 220 Zuschauer schon mit dem knappesten Rückstand zur Pause anfreunden konnte, schlugen die schwarz-weißen Wismut Kicker doch noch zweimal zu-0:3 (43./45.+2). „Das hat uns etwas aus der Bahn geworfen, das merkte man an den enttäuschten Gesichtern in der Kabine“, meinte „Jura“ . Und trotzdem kam man voller Engagement in den zweiten Abschnitt. Der Lohn war der schön heraus gespielte Anschlusstreffer durch Tom Fränkel. Jurascheck auf Sven Bernsdorf, der zu „Flummi“ weiterleitete, der seinen vierten Saisontreffer flach am Torwart vorbei einnetzte-1:3 (49.). Im Stile einer Klassemannschaft antwortete der souveräne Spitzenreiter, denn sie dämpften die aufkeimende Euphorie der Gastgeber praktisch im Gegenzug-1:4 (50.). Die Entscheidung war gefallen, und man musste um die Mühlhäuser fürchten, als es 1:5 nach einer Stunde stand. „Wir haben uns diesmal nicht hängen lassen, alles gegeben in den Zweikämpfen. Es hört sich vielleicht ungewöhnlich an, aber es hat sich trotz der deutlichen Niederlage gut angefühlt auf dem Platz“, so Jurascheck über die gezeigte Einstellung und Widerstandskraft der Platzherren Den 1:6-Schlusspunkt des zuvor eingewechselten Aaron Sothen empfanden viele als etwas zu hoch (81.). „Insgesamt war das schon deutlich formverbessert als im Pokal zuvor. Vielleicht eins, zwei Tore zu hoch. Die Einstellung hat gestimmt, jetzt haken wir die Gera-Duelle ab. Unsere Punkte müssen wir gegen andere Gegner holen“, will Co-Trainer Andreas Ilgmann die beiden 90-minütigen Lehrvorführungen nutzen, um sich als Team weiterzuentwickeln. „Ich will nicht versäumen, den Geraern für ihr Auftreten ein Kompliment zu machen. In meiner langen Karriere kann ich mich nicht an viele Gegner erinnern, die als Mannschaft so selbstbewusst und in ihren Spielabläufen so kompakt und individuell stark aufgetreten sind“, zollte Unions erfahrener Spielertrainer dem gesamten Wismut Team seinen Respekt. Die objektive Einordnung der beiden deutlichen Wismut- Niederlagen wird für den Aufsteiger wichtig sein. Das war nicht die Kragenweite und der Maßstab. War man im Pokal gefühlt zwei Klassen voneinander entfernt, so war es diesmal nur eine. Auch eine Entwicklung, aus der man noch was positives mitnehmen kann.
Michael Meyer