In Zielbahnhof im Express-Tempo eingefahren/ Aufstiegsglück im verflixten 7.Jahr
„Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse…“, der Party-Hit war das Motto der Fußballer des FC Union Mühlhausen in der Spielserie 2022/23 und auch auf den Aufstiegs-Shirts zu lesen. Die Eisernen haben nach einem souveränen 4:1- Heimsieg gegen SV Germania Wüstheuterode gleich den ersten Matchball verwandelt und sich damit vorzeitig Richtung Verbandsliga geballert.Die Anspannung war den Mühlhäusern auf dem Platz nicht anzumerken. Die emotionale Ansprache des Trainergespanns Toni Jurascheck und Andreas Ilgmann vor dem Anpfiff sorgte bei einigen Spielern dafür, das es ihnen heiß und kalt im Rücken wurde. Schon beim Warmmachen konnten sich die eisernen Kicker über die gestiegene Anteilnahme der Mühlhäuser Fußballinteressierten überzeugen. Auf 350 Fans hatten die Union-Verantwortlichen gehofft, am Ende säumten 515 die Barriere um den Kunstrasenplatz, ein angemessener Rahmen für das erste von vier Endspielen. Die sicher vorhandene Aufregung der Start-Elf der Eisernen legte sich, als sie „routiniert“ an den Händchen von den wieder leuchtgelb gekleideten Einlaufkindern der Nikolaischule aufs Spielfeld geleitet worden und Schiedsrichter Martin Werner endlich die Partie freigab. Die Mühlhäuser übernahmen die sofort die Initiative, drängten die wegen Verletzungen und gesperrten Spielern ersatzgeschwächten Germanen in deren Hälfte. Die ersten beiden Chancen für Daniel Schmidt und Leon Gaspar brachten noch nichts ein (11./24.), den Bann brach Unions Abwehrhüne Jannis Zimmermann, der am kurzen Pfosten stehend einen Freistoß von links außen durch Unions „Capitano“ Toni Jurascheck „einnickte“-1:0 (27.). Gänsehaut-Stimmung bei allen Anwesenden, die mit den Platzherren mitfieberten. Lautstarker Jubel brandete auf, selbst in der Vorhand sein und nicht einem Rückstand hinterherlaufen, es lief nach Wunsch für den Spitzenreiter. Erst recht als bis zur Pause Mühlhausens „Fußballgott“ Daniel Schmidt per Doppelpack alle Bedenken zerstreute-3:0 (31./39.). Schon während der Pause und der zweiten Halbzeit fand man sich auf den Rängen zu Gesprächs- und Feierrunden zusammen. Unter den Zuschauern waren der 86-jährige, langjährige Sektionsleiter Fußball der BSG Union bis zur Wende Manfred Meyer, sowie (fast) alle Vereinsvorsitzenden nach der Neugründung 1997 Klaus Itau, Guido Schwab und Thomas Fliegner. Schweren Herzens fehlte der in seiner zweiten Amtszeit befindliche aktuelle Vorstandsvorsitzende Lars Herting („Ich wurde ständig informiert und war per Liveticker dabei.“) wegen einer Familienfeier. Die Party nahm in Hälfte zwei einen 45-minütigen Anlauf, „Schmidter“ schlug zum dritten Mal zu, der 20.Saisontreffer des 35-jährigen Stürmers-4:0 (51.). Der Ehrentreffer der Germanen per Foulelfmeter durch Steffen Thunert konnte die Stimmung nicht drüben-4:1 (60.). Der erlösende Abpfiff des Referees war der Startschuss für die spontane „dritte“ Halbzeit. Die Unioner tanzten im Kreis auf dem Platz, einige Fans überraschten die Feierwütigen mit einem kleinen Feuerwerk aus sicherem Abstand, ausgelassene Stimmung und Freude pur wohin man blickte. Ex- Präsident und Neu-Ausrüster Guido Schwab spendierte für die Feierlichkeiten zwei Fässer Bier, mehr als hundert Fans ließen es gemeinsam mit den Spielern und Verantwortlichen bei Party-Hits und gelegentlichen Gesangseinlagen der Aufstiegshelden krachen. Immer wieder angetrieben vom „Vorsinger“ Tom „Flummi“ Fränkel schmetterte die Partygesellschaft unter dem Stadiondach die allgemein bekannten Schlager- und Fangesänge. Nach sieben Jahren kehren die Eisernen in Thüringens Oberhaus zurück, die Vorfreude auf die neue Herausforderung spürte man rund um das Auestadion.
Eingefangene Stimmen:
Jannis Zimmermann (Dosenöffner zum 1:0): „Wir wollten erwachsenen Fußball spielen und konzentriert bleiben. Nach meinem Treffer wurde es in den Minuten danach leichter. Jetzt kann ich mit meinen 30 Fußballfreunden die verbleibenden Saisonwochen feiern.“
Ehrenpräsident Manfred Meyer: „Wenn man über die Jahrzehnte viele Höhen und Tiefen miterlebt hat, dann bin ich jetzt Stolz auf die Mannschaft, das sie den Aufstieg geschafft hat.“
Martin Holstein (Rentner und jahrzehntelanger Förderer): „Ehrlich gesagt, ich habe es herbei gesehnt, das wir wieder in die Landesliga zurückkehren. Hoffentlich können wir uns dort auch wieder etablieren “
Thomas Frohn (zum 2.Mal mit Union aufgestiegen): „Jaaaaa, wir sind wieder da.“
Guido Schwab (Ex-Präsident und Firmenchef von Intersport Schwab): „Die Mannschaft hat sich mit einer konzentrierten Saisonleistung auf hohem Landesklassen-Niveau die Meisterschaft erarbeit und mit mehr als hundert Toren für Begeisterung gesorgt. Ein langer Weg nach dem Abstieg 2016 wurde erfolgreich abgeschlossen.“
Jürgen Hahn (Mühlhäuser, jetzt Vorstandsmitglied Wüstheuterode): „Glückwunsch an die Unioner, über die Saison das beste Team mit den geringsten Schwankungen. Wir haben mit dem 3:1-Sieg in Bad Frankenhausen unseren Beitrag geleistet, das mein Herzensverein seit Kindheitstagen wieder dort spielt, wo der Mühlhäuser Fußball hin gehört.“
Tom Fränkel (Party-Antreiber, 17 Saisontore): „ Einfach unbeschreiblich. Mit so einer starken und sympathischen Truppe aufzusteigen. Mir war auch ganz egal, wer die Tore dafür schießt Ich freue mich für das Team und den Verein, das wir das gerockt haben“
Sven Bernsdorf: „Über den gesamten Saisonverlauf gesehen, haben wir uns den Aufstieg mehr als verdient. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl es endlich geschafft zu haben. Ich bin einer von wenigen, die 2016 mit abgestiegen waren, umso schöner jetzt dabei zu sein.“
Dietmar Hahn (Unions Verantwortliches Vorstandsmitglied für Männerbereich): „Es ist inzwischen mein vierter Aufstieg in mehr als zwei Jahrzehnten. Es war ein langer Weg zurück, der nicht immer einfach war. Es fällt eine Last ab, die Freude kommt da etwas langsamer.“
Lars Herting (Vorstandsvorsitzender): „Glückwunsch an die gesamte Mannschaft. Die Zusammenarbeit mit den „jungen Wilden“ und der mit Toni Jurascheck und Andreas Ilgmann eingeschlagene Weg auf eigene Talente zu setzen, haben gefruchtet. Ein Dank an das Team für ihre kontinuierliche Arbeit und ihren Siegeswillen auf dem Rasen, der uns in die Thüringenliga geführt hat. “
Andreas Ilgmann: Es war schon ein geiles Gefühl beim Abpfiff. Nach der harten Arbeit konnten wir nun mal die Sau raus lassen…und es ist etwas besonderes, als Teil eines Trainergespanns mit dieser Truppe aus dem Heimatverein den Aufstieg zu schaffen. Feiern kann die Wahnsinns-Truppe auch extrem gut.
Toni Jurascheck (am Sonntagmorgen): „Ich musste erstmal ein paar Stunden vergehen lassen und alles wirken lassen. Ich habe mir gerade die Bilder und Videos angeschaut und geheult. Nach sieben Jahren sind wir wieder oben, einfach nur geil. Ich habe gestern etliche Menschen gesehen, die Tränen in den Augen hatten. Daran merkt man, was es den Leuten hier bedeutet.“
Michael Meyer